Nach der umfassenden Ermittlung der konkreten psycho-sozialen und medizinisch-pflegerischen Bedingungen der Sterbebetreuung in deutschen Krankenhäusern (237 Einrichtungen) und stationären Pflegeeinrichtungen (599 Einrichtungen) wurde im Rahmen der „Gießener Sterbestudien“ zwischen Herbst 2014 und Frühjahr 2015 auch die Versorgung in bundesdeutschen Hospizen untersucht. Zu diesem Zweck wurden 162 Einrichtungen in ganz Deutschland angesprochen, von welchen 54 (33%) an der vom TransMIT-Projektbereich für Versorgungsforschung und Beratung durchgeführten Studie teilnahmen. Die Ergebnisse sind eindeutig und sprechen insbesondere im Vergleich zu den Krankenhäusern und Pflegeheimen für die gegenwärtig erreichte Versorgungsqualität in den Hospizen. Einmal mehr konnte allerdings auch aufgezeigt werden, wie unzureichend sich die Befragten durch ihre berufliche Vorbereitung auf die Betreuung Sterbender vorbereitet sehen.
Rund 88% der Befragten geben an, sich immer beziehungsweise oft Zeit für die Betreuung Sterbender nehmen zu können. Annähernd ebenso groß ist der Anteil derer, die mitteilen, dass hinreichend qualifizierte Pflegekräfte zur Verfügung stehen (85%). Dass Ärzte und Seelsorger immer oder fast immer zur Verfügung stünden, geben 73% bzw. 74% der Befragten an. 95% schildern gute oder sehr gute räumliche Voraussetzungen für ihre Arbeit. 90% geben an, dass oft bzw. grundsätzlich mit den komplementären Institutionen und Partnern kooperiert würde. Dass Patienten nie bzw. selten alleine versterben, erklären 52% der Befragten.
Die berufliche Vorbereitung bewerten hingegen lediglich 12% als gut oder sehr gut, dem gegenüber stehen 50% der Befragten, die diese als mangelhaft beschreiben. 88% haben sich nachträglich für die Betreuung von Sterbenden weitergebildet. Sowohl innerhalb der eigenen Berufsgruppe (90%) als auch zwischen den Pflegenden und Ärzten (90%) besteht ein gutes bzw. sehr gutes Miteinander. 82% geben an, dass sich nach dem Tod eines Patienten grundsätzlich im Team darüber ausgetauscht würde.
Von den Befragten berichten 92% gelungene Schmerztherapien und es sind sogar 96%, die angeben, dass die Symptomkontrolle insgesamt gut oder sehr gut gelingt. Lediglich 23% erklären, dass oft bzw. gelegentlich zu häufig lebensverlängernde Maßnahmen ergriffen werden. 65% der Befragten teilen mit, dass die Sterbenden immer über ihre Prognose aufgeklärt werden, während 19% angeben, dass sich der Verlauf aufgrund der Kundgabe der Prognose ungünstig entwickeln kann. 77% der Befragten legen dar, dass die Patienten immer bzw. oft über belastende invasive Verfahren informiert würden.
Ein außerordentlich hoher Anteil von 96% sieht im Umgang mit dem Verstorbenen dessen Menschenwürde beachtet. Ähnlich hoch ist der Anteil (90%) derer, welche die gelungene Beachtung der Menschenwürde in der Betreuung Sterbender an ihrem Arbeitsplatz immer verwirklicht sieht. Gezeigt werden konnte überdies, dass Hospize in freigemeinnütziger Trägerschaft in zahlreichen Teilaspekten über die besseren Bedingungen verfügen.
Von den in Deutschland 2013 insgesamt 893.825 Verstorbenen wurden 419.241 (ca. 48%) in Krankenhäusern, etwa 350.000 (ca. 39%) in stationären Pflegeeinrichtungen und ca. 25.000 (weniger als 3%) in stationären Hospizeinrichtungen betreut.
Die Studienergebnisse werden anlässlich des 3. Kongresses „Betreuung Sterbender und Schwerstkranker“ am 6.November 2015 in Gießen diskutiert.
Notiz für die Redaktion
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