Annähernd 200 Teilnehmer besuchen Regionalkongress 2021 als Digitalveranstaltung unter dem Motto „Vorausschauende Planung – Soziale Teilhabe bis zuletzt ermöglichen“

Die Bilanz des Gießener Regionalkongresses 2021 fällt trotz der widrigen Umstände außerordentlich positiv aus: Unter dem Motto „Vorausschauende Planung – Soziale Teilhabe bis zuletzt ermöglichen“ fand in dieser Woche am Mittwoch die durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geförderte Veranstaltung als kostenfreie Webkonferenz zum Forschungsprojekt „Avenue-Pal“ des TransMIT-Projektbereichs für Versorgungsforschung statt. Annähernd 200 Teilnehmer unterschiedlichster Berufsgruppen, Regionen und Bundesländern hatten sich anlässlich des 4-stündigen Gießener Kongresses auf einer virtuellen Plattform zusammengefunden.

Bereits in den Eröffnungsstatements von Kanzleramtsminister Prof. Dr. med. Helge Braun, dem Präsidenten der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM), Prof. Dr. Matthias Willems, dem Geschäftsführer des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, Harald Semler sowie der Landrätin des Landkreises Gießen, Anita Schneider und der Oberbürgermeisterin der Stadt Gießen, Dietlind Grabe-Bolz, wurde die durch die Corona-Pandemie ausgelöste Tagesaktualität unterstrichen. So betonte der Kanzleramtsminister Helge Braun in seinem Grußwort, dass man gerade angesichts der gegenwärtigen „Belastungssituationen spürt, ob die Versorgungsstrukturen gut funktionieren, ob sie flexibel sind, ob man auch zusätzliche Arbeit gut abfangen kann oder ob es zu Problemen kommt.“

Im eröffnenden Vortrag des Soziologen und Theologen Reimer Gronemeyer wurden die grundsätzlich zu beantwortenden Fragen nach dem Umgang mit dem Alter und alten Menschen sowie des damit verbundenen gesellschaftlichen Wertekanons diskursiv ausgeführt. Die zentrale Botschaft des Referenten an die Kongressteilnehmer lautete dabei: „“Soziale Teilhabe bis zuletzt“ ist keine technokratische Aufgabe, die vor allem in der Hand von Profis liegt, sondern eine Aufgabe, die Sorge, Empathie, ja im Grunde Liebe braucht.“

Aus der Praxis zeichneten die Westersteder Bürgermeister Michael Rösner und Klaus Groß a. D. in ihrem Vortrag den Weg nach, den „ihre Stadt“ hin zur „Gesundheitsstadt“ seit vielen Jahren beschreitet. Die Situation der Einbindung und Unterstützung alter Menschen – und dabei auch die Beachtung deren letzten Lebensabschnittes – ergebe sich logisch, wenn die Gesunderhaltung und bestmögliche Versorgung aller Bürger das Ziel einer beständigen Gemeinde- bzw. Städtepolitik sei. Hierbei käme der Patientenverfügung eine besondere Rolle zu.

In anschließenden Ausführungen von Thomas Sitte (Deutsche Palliativstiftung) und Wolfgang George (THM Gießen) wurde ein für die Gemeinden und Städte entwickelter Leitfaden vorgestellt, unter dessen Anwendung es zur wirkungsvollen Stabilisierung der Betreuung von sterbenden Menschen kommt. Und dies ganz unabhängig von deren Sterbeort: Altenpflegeeinrichtung, Krankenhaus oder auch in der häuslichen Versorgung. Der Gemeinde kommt dabei eine moderierend-koordinierende, letztlich integrierende Funktion zu. Noch immer gebe es zu häufig ein „Nebeneinanderher,“ könnten soziale, medizinisch-pflegerische, professionelle und nicht professionelle Unterstützer besser kooperieren.

Ulf Sibelius (UKGM Gießen) berichtete über das Potenzial eines palliativen Konsildienstes. Als dezentrale Form der Mitversorgung könne ein solcher Dienst dazu beitragen, dass krankenhausinterne Verlegungen, die nicht angezeigt oder gewünscht sind, weitestgehend vermieden werden. Zudem würden Patientinnen und Patienten, aber auch Angehörige, frühzeitig und vorausschauend in die Versorgungsplanung eingebunden. Dies schaffe für alle Beteiligten erhöhte Sicherheit und Orientierung.

Der Geschäftsführer der AWO in Gießen, Jens Dapper, resümierte seine konkreten Erfahrungen: „Pflegeheime mit Ihren vielfältigen Angeboten zur Betreuung der älteren Bevölkerung fügen sich als eines der wichtigen Versorgungszentren in die Strukturen der Kommunen ein. Vorausschauende Planung und Teilhabe auch in den spätesten Phasen des Lebens – nicht nur in Heimen – trägt somit aktiv zu einem gelungenen, emotional belegten bürgernahen Miteinander bei.“

Thomas Schanze (THM Gießen) beschrieb den im Zuge des „Avenue-Pal“-Projektes entwickelten Prototypen einer App, die pflegende Angehörige bzw. die Familie der Betroffenen entlasten soll. Dies gelänge über eine systematische Ausweitung und Unterstützung der Kompetenzen der Anwender. Auch würden die entstehenden Informationen den Anwendern gehören. Technik müsse stets den Nutzen des einzelnen Menschen und damit der Bürger in den Vordergrund stellen – gerade in der aktuellen schweren Situation.

In den abschließenden Aussprachen und Diskussionen betonte Wolfgang George, wissenschaftlicher Projektleiter und Moderator des Gießener Kongresses, die Bedeutung einer gelungenen Kooperation vieler. Um dies im Gesundheitswesen zu ermöglichen, würden die Integrierten Versorgungsverträge bis heute die geeignetste Form darstellen. Bisher versäumt worden wäre allerdings die unmittelbare Einbindung weiterer Sozialpartner wie die Kommune, aber auch die Interessen der Bürger. Ein Defizit, das etwa in einer regionalen Gesundheitsgenossenschaft überwunden werden könnte.

Das vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geförderte Projekt Avenue-Pal (Analyse und Verbesserung des sektor- und bereichsübergreifenden Schnittstellen- und Verlegungsmanagements in der Palliativversorgung) erhebt Daten dazu, welche Faktoren bei der Verlegung von Sterbenden in den letzten Lebenstagen eine Rolle spielen. Im Rahmen dieses Projektes werden unter Federführung des TransMIT-Projektbereiches für Versorgungsforschung (Leitung Diplompsychologe Prof. Dr. Wolfgang George), sowie in Kooperation mit namhaften Projektpartnern evidenzbasierte Leitlinien und Entscheidungshilfen entwickelt, um nicht notwendige Verlegungen von Menschen in deren letzten Lebensphase in Zukunft zu verhindern.

Weitere Informationen zu diesem umfassenden Forschungsprojekt, den Projekthintergrund und den Projektzielen unter: https://www.avenue-pal.de/

Notiz für die Redaktion
Die TransMIT GmbH erschließt und vermarktet im Schnittfeld von Wissenschaft und Wirtschaft seit 1996 mit rund 160 Angestellten das Innovations-Potenzial zahlreicher Wissenschaftler aus mehreren Forschungseinrichtungen in und außerhalb Hessens. Direkt aus den drei Gesellschafterhochschulen der TransMIT GmbH (Justus-Liebig-Universität Gießen, Technische Hochschule Mittelhessen und Philipps-Universität Marburg) bieten mehr als 160 TransMIT-Zentren unter professioneller wissenschaftlicher Leitung innovative Produkte, Technologien, Dienstleistungen sowie Weiterbildungsveranstaltungen aus nahezu allen Fachrichtungen an. Der Geschäftsbereich Patentverwertung identifiziert und bewertet im Kundenauftrag Produktideen und Forschungsergebnisse und bietet diese international für Lizenzierung oder Kauf an. Das betreute Portfolio umfasst dabei alle Technologiefelder deutscher Hochschulen. Ergänzt wird dieses Angebot durch Leistungen für das komplette Innovationsmanagement von der Idee bis zum marktreifen Produkt im Geschäftsbereich Managed Innovation Services (MIS), insbesondere Fördermittelberatung und Projektmanagement für kleine und mittelständische Unternehmen. Darüber hinaus initiiert und betreut das Geschäftssegment Kooperationsnetzwerke & Neue Märkte Netzwerke zwischen KMU, die sich proaktiv weiterentwickeln wollen. Die TransMIT GmbH hat bei mehreren Rankings im Auftrag verschiedener Bundesministerien jeweils den 1. Platz unter den 21 größeren Technologietransfer-Unternehmen in Deutschland erreicht und ist autorisierter Partner des BMWi-Programms „go-Inno“ sowie der Innovationsberatung des BAFA. Referenzprojekte sind u. a. das Museum „mathematikum“, das Clustermanagement für die Medizinwirtschaft „timm“ und die BMWi-Projekte „SIGNO KMU-Patentaktion“ und „-Erfinderfachauskunft“ sowie „WIPANO Unternehmen“. Aktuell ist die TransMIT GmbH federführender Partner der EU-Initiative KETBIO (Key Enabling Technologies in Biotechnology) und gehört zum Projektkonsortium des europäischen Programms zur Förderung der Biotechnologie als einer von sechs bedeutenden Schlüsseltechnologien (KETs) des EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation Horizont 2020 (https://www.ketbio.eu/).

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